RRD Religion

Der Religion kam vor vier Jahren als reiner Wavekite auf den Markt und erfreut sich seit dem großer Beliebtheit unter Wellen-Kitern. In den einschlägigen Magazinen bekam er durchweg gute Noten, gilt jedoch als Spezialistenkite, der Anfänger und Einsteiger schnell überfordert. Im Kitesurfcamp in Dakhla waren jedoch insbesondere die Anfänger hellauf begeistert von dem Kite – steckt da vielleicht doch mehr drin als ein reiner Wavekite?

Wir hatten nun die Gelegenheit, den 12m Religion im Urlaub ausgiebig auf weitere Talente zu testen. „Wir“ bedeutet in diesem Fall eine Kiterin mit 2 Jahren Kite-Erfahrung die schon munter durch die Gegend kreuzt und wendet, und ein Kiter mit 6 Jahren Kite-Erfahrung der schon munter durch die Gegend hüpft und springt.

An der Ausstattung und Verarbeitung gibt es nichts zu meckern: hochwertig, aufwändig und sauber gearbeitet ist er, dazu noch schön bunt. Bei schönem Wetter leuchten die knalligen Farben, und bei schlechtem Wetter helfen sie, die trübe Stimmung zu vertreiben. Das Design ist nicht aufgedruckt, sondern ins Tuch genäht, was bei den vielen Einzelteilen enorm aufwändig sein muss. Es ist viel Dacron verbaut, was den Kite robust macht – allerdings verzichtet RRD beim 12er auf den Dacron-Rahmen, der sich bei den kleineren Modellen durch das Tuch zieht um ihn beim Waschgang in der Welle zu schützen. Der Vorteil: ohne diesen Rahmen ist der 12er leichter und bekommt ein besseres Low-End, in richtig fiesen Wellen fährt der Experte ohnehin lieber die kleineren Modelle.

Kite RRD Religion

Auf dem Wasser hat uns der Kite spontan begeistert. Er dreht flott, ist aber nie hektisch, gibt sehr gutes Feedback und lässt sich prima blind fliegen, da er kaum Aufmerksamkeit braucht. Angenehm und gleichmäßig zieht er seine Bahn ohne zu rupfen und zu zicken. Schon nach wenigen Sinuskurven kann man ihn am Windfensterrand abstellen und die Fahrt genießen. Er hat einen satten Zug und fühlt sich trotzdem leicht an mit sehr geringem Querzug und seinen leichten Bar- und Lenkkräften. Und das ganze gab es schon bei 13 Knoten (mit großem Board und 80kg Fahrer)! Erfreulicher Weise verliert er diese Leichtigkeit auch nicht bei mehr Wind. Auch in ruppigen Bedingungen steht er ohne ruckeln und zuckeln wie angenagelt am Himmel, man sieht noch nicht mal ein Flattern im Tuch. Böen steckt er locker weg, und da er seine Kraft eher sanft entfaltet erschreckt er Anfänger, Ein- und Aufsteiger auch nicht mit plötzlichen Kraftspitzen in Böen oder beim Verlenken.

Sollte die Leinenspannung mal nachlassen weil beispielsweise ein überengagierter Halsenschüler mit zu viel Tempo auf den Kite zugefahren ist driftet er brav nach Lee ohne abzustürzen, bis wieder Zug auf die Leinen kommt. Auch komplett gedepowert reagiert er noch hervorragend auf Lenkimpulse. Sollte in einem fiesen Luftloch tatsächlich mal die Strömung abreissen fängt er sich sehr schnell wieder und treibt einfach ins Windfenster zurück anstatt abzustürzen.

Liegt er doch mal im Wasser startet er willig durch ziehen einer Steuerleine. Die Steuerleine will zwar etwas mehr gezogen werden als bei Super-Easy-Anfänger-Delta-Kites, überfordert aber weder Anfänger noch Baumschüler.

Aber springt so ein Spezialistenkite auch? Oh ja! Er rupft zwar nicht so explosiv wie spezialisierte Freestylekites, aber wenn der Wind passt hebt er den erfreuten Kiter in gute Höhen und trägt ordentlich lange. Er hebt einen sanft, aber mit Nachdruck und mit sattem Lift vom Wasser und lässt einen die Aussicht genießen. Durch seinen berechenbaren, gutmütigen Charakter und die gute Rückmeldung an der Bar macht er das erlernen neuer Tricks und Manöver leicht.

RRD Religion

Nach diesem kurzen Test stellen wir erfreut fest, dass dieser Spezialkite eben nicht nur den Spezialisten unter uns, sondern auch den Anfängern, Aufsteigern, Cruisern, Freeridern und Sprungschülern sehr gut gefallen könnte. Der hochspezialisierte Wavekite entpuppt sich als echtes Multitalent.

Grüße Johannes und Rieke

Nachtrag Tobi:

Vielen, vielen Dank ihr beiden für euren tollen Artikel! Auch Interessant, dass ihr den Schirm von beiden Seiten – Einsteiger/Aufsteiger und Fortgeschritten/Profi – Sicht testen und bewerten konntet.

Johannes ist übrigens derjenige, mit dem wir vor einiger Zeit die Kiteschule im Harz angedacht haben.

Wenn auch ihr, verehrte Leser Lust habt, euer Material vorzustellen, meldet euch gerne bei mir und falls ihr einen RRD Religion oder anderes Surf und Kiteequipment testen oder kaufen möchtet, auch einfach melden 🙂

Grüße Tobi

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